Die Sau ruft – Leseprobe

Die Sau ruft

“Du hast sie gefunden?” fragte die Schwarze Witwe überrascht, denn den letzten Satz hatte Nina laut gesagt.

Nina schlug die Augen auf und vorzog das Gesicht. Sie sah aschfahl aus und alt und müde. Vorsichtig bewegte sie ihre Beine und atmete, als müßte sie es noch üben. “Sie ist hinter einer Tür, die sich in einem ehemaligen Schweinestall befindet”, sagte sie.

“Hast du gesehen, wo sich der Stall befindet?” fragte die Witwe.

Nina schüttelte den Kopf. “Gib mir mal das Clausthaler herüber”, bat sie. “Ich muß was trinken.”

Die Schwarze Witwe stand auf und griff nach der Flasche mit dem Rest Bier. Sie reichte Nina die Flasche und wartete, bis diese getrunken hatte.

“Da komme ich ja gerade richtig, um den Durst der Damen zu löschen”, sagte eine Stimme hinter ihnen. Beide Frauen drehten sich blitzschnell um, bereit, dem Angreifer ins Gesicht zu springen.

“Stehts zu Diensten”, sagte Winterbauer, der schwankend in der Tür stand und in der einen Hand eine Flasche irischen Whiskey schwenkte. ” Ich dachte, ich mache den Damen meine Aufwartung. Damit sie nicht so einsam sind.”

“Machen Sie sich vom Acker, Winterbauer, sonst hetze ich den Hund auf Sie”, sagte die Witwe drohend. “Alte Saufköpfe wie Sie sind hier nicht willkommen.”

“Welch rauher Wind hier oben weht”, sagte der Winterbauer und tat, als fröstelte er.

Er stellte die Flasche auf den alten, verrosteten Brennkessel, der zu seiner Linken stand. Dann griff er hinter sich und angelte ein doppelläufiges Gewehr mit abgeknicktem Lauf hervor, das er sich über die Schulter hängte. “Warum gehen wir nicht ins Haus, da ist es doch viel gemütlicher.”

Die Schwarze Witwe half der immer noch ein wenig benommenen Nina auf. “Mein lieber Winterbauer”, sagte sie. “Sie sind ein miserabler Tierarzt, Sie sind eine traurige Figur, und sie trinken zuviel. Ich rate Ihnen, nach Hause zu fahren, Ihren Rausch auszuschlafen, und gleich morgen früh gehen Sie zu den Anonymen Akloholikern.”

Sie betrachtete ihn voller Abscheu und dachte: Wenn ich den morgen früh beschreiben müßte, hätte ich Schwierigkeiten. Mittelgroß, mittelblond, mittelblöd. Nicht jung, nicht alt. Ein ewig zu kurz Gekommener. Diese gelblichen Augen, dieser hündische Blick. Dieses huschige Wesen. Aber er hat etwas Böses. Irgendetwas Böses geht von ihm aus. Wie werden wir den nur wieder los?

“Hören Sie”, sagte Nina, der langsam die Lebensenergie zurückfloß. “Wir haben jetzt keine Zeit für Sie. Kommen Sie ein anderes Mal wieder, und rufen Sie vorher an, damit Sie sicher sind, daß wir dann Zeit für Sie haben.”

“Ohoho!” Winterbauer lachte eine lange Wiskey-Fahne mit hinaus. “Sie werden Zeit für mich haben, meine Damen.” Er griff zum Gewehr und klappte den Lauf auf.

Die Schwarze Witwe und Nina blickten sich kurz an. Sie waren sich nicht ganz sicher, ob sie die Geste mißverstanden hatten. Nina hob unmerklich und fragend die Achseln. Die Witwe schüttelte ebenso unmerklich den Kopf.

Sie beobachteten den versoffenen Tierarzt wachsam – bereit, jederzeit Widerstand zu leisten.

Langsam zog er das Gewehr von der Schulter und brachte es in Anschlag.

“Das darf nicht wahr sein”, murmelte Nina. “Ich glaube es nicht. Ist der verrückt geworden? Was will der?”

“Ja, was will der?” äffte Winterbauer sie nach. “Gehen wir ins Haus, dann werden wir ja sehen, was der will.”

Beide Frauen überlegten kurz, ob sie es riskieren konnten, ihn hier im Schuppen zwischen Gerümpel und herumstehenden Gartengerät anzugreifen. Sie verständigten sich stumm durch Blicke und entschieden, ins Haus zu gehen.

“Na bitte, meine Damen”, sagte Winterbauer, der mit dem Gewehr im Anschlag hinter ihnen ging. “Ich sage ja immer, eine Frau sagt in Wahrheit niemals nein. Ein richtiger Mann weiß immer zu überzeugen.”

“Dafür bring ich dich gleich um”, sagte Nina so leise, daß Winterbauer sie nicht hören konnte. “Und zwar ganz langsam.” Ihr Gesicht war unbewegt wie eine Maske.

“Laß ihn erst damit herausrücken, was er will”, sagte die Witwe ebenso leise zu ihr. “Ich will unbedingt den Grund für sein Auftauchen wissen.”

Beide Frauen hatten keine Angst, aber sie waren sich bewußt, daß die Situation gefährlich war. Sie rechneten zwar nicht wirklich damit, daß der Winterbauer schießen würde, aber sie wußten beide, daß sie sich dessen nicht sicher sein konnten. Er war betrunken, sie mußten eine irrationale Reaktion mit einkalkulieren.

“Schön langsam und vorsichtig”, sagte die Witwe leise zu Nina. “Ein falsches Wort, und er fängt an zu spinnen.”

Sie stiegen die drei Stufen zum Hauseingang hinauf, und Nina öffnete die Tür. Sie griff sofort nach Klaras Halsband und hielt den Hund fest, der zur Begrüßung an die Tür gekommen war. “Platz, Klara”, sagte sie. “Schön brav sein.” Klara sprang wedelnd an Winterbauer hoch. “Instinktloser Hund”, schimpfte Nina.

Die schwarze Witwe grinste. Ihr Grinsen war weit entfernt davon, freundlich zu sein. Eigentlich hatte es die Bezeichnung sardonisch verdient. Winterbauer, der dieses Grinsen nicht bemerkte, konnte nicht ahnen, daß es für ihn nichts Gutes verhieß.

“Sagen Sie mal, Winterbauer”, sagte sie. “Wie heißen Sie eigentlich mit Vornamen?”

“Willibald”, sagte er.

“Fein, Willibald”, sagte die Witwe. “Wie wär’s mit einem Schnäpschen? Es ist zwar nocht nicht unser Selbstgebrannter, aber er wird Ihnen schmecken. Tut gut, bei dieser Kälte.”

Willibald Winterbauer war zwischen seiner Alkoholsucht und seiner Absicht, die beiden Frauen zu bedrohen, in Konflikt geraten. Die Witwe sah ihm die Gier nach Stoff an, aber offenbar war der Grund seines Erscheinens so wichtig, daß er verzichtete. “Später”, sagte er. Der Schwarzen Witwe war klar, daß dies für sie und Nina nichts Gutes verhieß.

“Setzt euch, alle beide”, befahl er und zeigte mit dem Gewehrlauf zum Sofa vor dem Kamin.

Nina blickte auf die gestapelten Buchenscheite neben dem Kamin und schätzte den Abstand zu Winterbauer ab. “Darf ich Holz nachlegen?” fragte sie. “Es wird kalt.” Aber Winterbauer schien ihre Absicht erraten zu haben. Er zog sich ans andere Ende des Zimmers zurück und bedeutete ihr erst dann, daß sie Holz nachlegen könne.

Nina bückte sich nach einem Buchenscheit und legte ihn so umständlich wie möglich in den Kamin. Immer wieder stocherte sie in der Glut und tat, als ob es mehr und mehr zu tun gäbe, um das Feuer wieder auflodern zu lassen.

“Mach schon”, sagte Winterbauer. “Setz dich neben deine Freundin. Ich habe nicht ewig Zeit.”

Nina ließ sich neben die Witwe auf das Sofa fallen.

“Willibald, Willi”, sagte die Schwarze Witwe. “Was ist denn so dringend, daß du uns unbedingt besuchen willst?”

“Reden Sie nicht so herablassend mit mir”, sagte Willibald Winterbauer, und seine Stimme erhöhte sich um eine Oktave. “Sie bilden sich wohl ein, Sie könnten einfach so daherkommen und uns alles verderben. Kommen aus der Stadt daher und geben keine Ruhe. Aber das werde ich euch gründlich versalzen. Ihr glaubt wohl, ihr seid was Besseres. Nichts seid ihr. Gar nichts. Ein Dreck seid ihr. Schert euch wieder weg von hier, ihr… ihr… ihr…” Er suchte nach einem passenden Schimpfwort.

“Willibald”, sagte die Witwe. “Komm zur Sache.”

“Ich komme schon zur Sache”, kreischte Winterbauer. “Ich komme so zur Sache, daß ihr schauen werdet. Wie würde es dir gefallen, wenn ich deine kleine Freundin hier vor deinen Augen vernaschen würde?”

“Das würde mir gar nicht gefallen, Willibald”, erwiderte die Witwe. “Aber ich weiß, dir würde das auch gar nicht gefallen. Wie wär’s statt dessen mit einem Schnäpschen?”

“Los, du”, kreischte Willibald Nina an. “Hol mir einen Schnaps, du Schlampe.”

Nina erhob sich und ging in die Küche.

“Die feine Dame spielen”, krakeelte Winterbauer weiter und blickte mit wirren Augen auf die Schwarze Witwe. “Ihr seid nichts als Scheißweiber wie alle andern auch. Dumme, blöde Scheißweiber.” Er holte tief Luft. Der Speichel stand ihm in weißlichen Flöckchen in den Mundwinkeln.

Nina kam mit einer Flasche Schnaps und einem Wasserglas zurück. Sie schraubte den Verschluß auf und schenkte das Glas halbvoll.

“Stell es auf den Tisch und setz dich wieder zu deiner Freundin, du Schlampe”, sagte Winterbauer, den Blick begehrlich auf den Schnaps geheftet.

Nina stellte das Glas auf das Beistelltischchen und ging hinüber zur Schwarzen Witwe. Winterbauer hastete die drei Schritte, die ihn von seinem Lebenselixier trennten, auf das Glas zu und nahm einen kräftigen Schluck.

“Prost, Willibald”, sagte die Schwarze Witwe mit einem Lächeln, so falsch wie ein farbkopierter Tausend-Schilling-Schein.

Winterbauer schien sich ein wenig zu beruhigen. Er wischte sich die bespeichelten Mundwinkel mit dem Ärmel seines grünen Parkas und betrachtete die beiden Frauen, die nebeneinander auf dem Sofa saßen, voller Haß und Verachtung. Das Gewehr in seinen Händen gab ihm ein gutes Gefühl, beinahe fühlte er sich mächtig und stark. Er wußte, daß die beiden vor Todesangst zitterten, auch wenn sie ihn jetzt anlächelten, und es war ihm ein Genuß. Am liebsten hätte er in ihrer Todesangst gebadet. Es steigerte sich langsam zu einem Hochgefühl, wie er es nie gekannt hatte, und er stellte sich vor, wie er gleich die Jüngere schnappen würde, und dann würde er… Irritiert suchte er in seinem Inneren nach sexuellen Gefühlen und fand sie nicht. Ach, was soll’s, dachte er, dies ist besser als Sex. Ich werde sie auf die Knie zwingen. Ich werde so tun, als ob ich sie exekutiere. Sie werden schreien und mich um Gnade anflehen.

“Du da”, sagte er böse zu Nina. “Komm her zu mir.”

Nina sah die Schwarze Witwe aus den Augenwinkel fragend an. Diese nickte unmerklich. “Jetzt”, sagte sie unhörbar.

Nina sammelte sich innerlich. Sie stand langsam auf und ging auf Winterbauer zu. “Ich komme schon, mein Schatz”, sagte sie und schaute lüstern, wie sie es in einem Film gesehen hatte.

Winterbauer starrte sie anfänglich verdutzt, dann ungläubig, dann geschmeichelt an. Er sah eine großgewachsene, schlanke Frau auf sich zukommen und wußte nicht, was er tun sollte. Mit einem Mal war ihm, als schleiften seine Arme unbeholfen auf dem Boden, als würde er gleich über seine Füße fallen.

Sie stand vor ihm. “Na, Kleiner, wollen wir ein bißchen Spaß haben?” Sie drängte sich an ihn, bis sie ihn an die Wand geschoben hatte. Mit der einen Hand drückte sie langsam das Gewehr zur Seite, mit der anderen griff sie ihm an die Hose. Er spreizte die Beine, um es ihr leichter zu machen. Seine Wangen röteten sich erwartungsvoll. Als sie seine Hoden ertastet hatte, umschloß sie sie mit der ganzen Hand und drückte blitzschnell fest und ohne Gnade zu, bis ihr die Hand zu schmerzen begann. In diesen Druck legte sie all den Zorn, den sie seit Jahren mit sich herumtrug, der sich aus den unzähligen kleinen und großen Übergriffen männlicher Überheblichkeit, die ebenso alltäglich wie unerträglich war, in ihr aufgestaut hatte.

Trotz der geschlossenen Fenster und Türen war sein gellender Schrei bis tief in den Wald, vielleicht sogar bis in die umliegenden Dörfer zu hören.

“Willibald, die Hose knallt”, sagte Nina böse.

Dann drehte sie den in sich zusammengesunkenen Tierarzt, der noch immer nach Luft rang, auf den Bauch und drehte ihm den rechten Arm auf den Rücken, während sie mit ihrem Gewicht auf ihm kniete. “Schnell, such irgendein Band”, rief sie der Schwarzen Witwe zu.

Die Schwarze Witwe kramte bereits in der Kommode im Vorzimmer. Endlich fand sie einige der festen Kunststoffbänder, mit denen Strohballen zusammengehalten werden.

Nina umwickelte seine Handgelenke mit dem orangeroten Band und verknotete es. Dann drehte sie ihn wieder auf den Rücken und stand auf.

“So, du widerliches Schwein”, sagte sie eisig. “Jetzt geht es dir an den Kragen. Die Schlampe wird dich jetzt zu Leberwurst verarbeiten.”

Sie stellte einen gestiefelten Fuß auf seinen Kehlkopf und drückte sachte zu. Winterbauer öffnete den Mund, als wollte er schreien. Sein Gesicht lief rot an. Die Augen traten ihm aus dem Kopf. Er röchelte und schnappte nach Luft.

“Nina, komm zu dir”, sagte die Witwe und zerrte sie von Winterbauer fort. “Laß ihn, ich will wissen, was er wollte.”

“Das wirst du gleich erfahren, mein Schatz”, sagte Nina. “Ich kenne einige Methoden, um den Herrn zum Sprechen zu bringen.” Sie versetzte ihm einen Tritt in die Rippen.

“Hör jetzt auf”, sagte die Witwe. “Vielleicht redet er auch ohne Schläge. Wie wär’s mit einem Schnäpschen, Willibald?”

“Verpiß dich!” schrie Willibald.

“Aber Willibald”, sagte die Schwarze Witwe. “Du bist doch Akademiker. Und dann solche ordinären Reden?”

Nina trat ihm erneut in die Rippen. “Hier, mein Lieber, das ist der feministische Crash-Kurs in gutem Benehmen für Schweine wie dich.”

“Nina”, sagte die Schwarze Witwe. Wie redest du den mit dem Herrn Docktor.” Sie wandte sich zu dem am Boden liegenden Mann. “Willibald, nun mal im Ernst, was wolltest du hier? Warum bedrohst du uns?”

“Verschwindet von hier”, stieß er hervor.

“Du meinst, wir sollen von hier fortziehen?” fragte die Witwe.

Er nickte.

“Hast du neulich auf uns geschossen?”

Er antwortete nicht.

Nina stieß ihm wieder die Stiefelspitze in die Rippen. “Antworte gefälligst. Die Dame hat dich was gefragt.”

“Ja”, schrie er. “Ich hätte euch jederzeit treffen können. Ich habe absichtlich danebengeschossen.”

“Das ist nett von dir, Willibald”, sagte die Schwarze Witwe. “Aber ich glaube, jetzt werde ich auch langsam böse auf dich. Warum schießt du auf uns? Warum bedrohst du uns? Was haben wir dir getan?”

“Mir?” fragte der Tierarzt. “Mir habt ihr nichts getan. Aber der Hirschmann will, daß ihr euch schleicht.”

“Der Hirschmann?” fragte die Witwe. Was hat denn der gramgebeugte Witwer gegen uns, Willibald?”

“Weiß ich nicht”, sagte er. “Nur schleichen sollt ihr euch.”

“Willibald, da machst du einfach mit? Was hast denn du damit zu tun? Ich verstehe das nicht. Du bist der Tierarzt hier. Du hast einen Ruf zu verlieren. Du kannst dir doch an allen zwanzig Flaschenhälsen einer Bierkiste ausrechnen, daß du Ärger bekommst, wenn du dich bei uns so aufführst, Oder glaubst du, wir hätten deinen Besuch auf sich beruhen lassen, auch wenn Nina dich nicht überwältigt hätte?”

Winterbauer sah aus, als ob ihm jemand den Stecker herausgezogen hätte.

“Ich weiß schon, Burschi, es ist der Schnaps”, sagte die Witwe nach einer Pause. “Du mußt damit aufhören. Du wirst dich noch umbringen.”

“Ist schon gut, Florence Nightingale”, sagte Nina. “Komm auf den Teppich zurück. Vor uns liegt einfach nur ein stinkender Widerling, der eigentlich dringend auf die nächste Mülldeponie gehört.”

“Warum machst du mit?” beharrte die Witwe.

Winterbauer schwieg.

“Ich bringe dich schon zum Reden, Burschi”, sagte Nina drohend.

“Hör auf”, sagte die Witwe. “Wir müssen überlegen, was mir mit ihm machen.”

“Mülldeponie”, beharrte Nina.

“Polizei ist sinnlos”, sagte die Schwarze Witwe. “Außerdem braucht er einen Denkzettel – und sein Auftraggeber auch.”

Unruhig ließ Winterbauer sein kleinen gelblichen Augen hin und her huschen. Ihm wurde klar, daß er die beiden nicht nur völlig unterschätzt hatte, sondern daß er ernsthaft in Gefahr war. Diese Frauen waren zu allem fähig.

Die beiden Frauen verließen das Zimmer und überließen Winterbauer düsteren Vorahnungen und einer ungestillten Sehnsucht nach einem kleinen beruhigenden Schluck. Nur Klara nahm sich seiner an und leckte ihm liebevoll und sorgfälltig das Gesicht. Als die beiden Frauen Minuten später zurückkamen, verrieten ihre zufriedenen, heiteren Gesichter, daß sie inzwischen beschlossen hatten, worin der Denkzettel bestehen sollte.

“So, mein Lieber”, sagte Nina strahlend. “Hosen runter. Du wirst schöngemacht.” Sie zog ihm Schuhe und Strümpfe aus und stellte sie beiseite. Sie streifte ihm die Hose und auch die Unterhose herunter, wobei sie seinen strampelnden und nach ihr tretenden Beinen geschickt auswich. Die Schwarze Witwe griff sich das Paar selbsthaftender Netzstrümpfe, das sie aus alten Schauspielerinnentagen aufbewahrt hatte, und streifte ihm erst den einen und dann den anderen über seine behaarten Beine. “Wunderbar, die Größe kommt ungefähr hin”, bemerkte sie zufrieden.

“So, Herr Doktor”, sagte Nina. “Und nun fahren wir mit dem Auto spazieren.”

Als Josef Hirschmann eine halbe Stunde später vor sein Haus trat, weil er geglaubt hatte, ein Geräusch gehört zu haben, fand er den Veterinärmediziner Dr. Willibald Winterbauer bäuchlings vor der Tür auf dem kalten Boden liegend, Füße und Hände zusammengebunden und von der Taille abwärts mit nichts als einem Paar Netzstrümpfen bekleidet. In seinem Hintern steckte ein Tannenzweig, an dem ein Zettel befestigt war. Auf dem Zettel stand: Willibald, die Hose knallt.