- - - 7. Februar 2024 - - -

Philotimia

Nur mal so angenommen, dass es heute auch noch üblich wäre, unsere Könige, die ja Gott sei Dank nur auf Zeit gewählte Politiker sind, nach einer gewissen Zeit des Regierens ins Labyrinth zu schicken, wie einstmals bei den kretischen Minoern, der ersten europäischen Hochkultur. Damit sie dort mit dem Minotaurus kämpfen, also mit dem Wilden, Animalischen, Bedrohlichen, Abgespaltenen in sich. Damit sie dort ihrem Schatten begegnen, all dem, dessen man erst dann gewahr wird, wenn nichts mehr da ist, das einen ablenken oder betäuben könnte. Wie würde es Kickl da drinnen ergehen? Oder dem Nehammer Karli? Oder gar Friedrich Merz und Söder?

Mit welchen Gesichtszügen wäre ihr Minotaurus ausgestattet? Man mag es sich gar nicht vorstellen.

Nur mal so angenommen, sie wären gerade zu dem Zeitpunkt, an dem sie ins Labyrinth geschickt werden, auch in ihrem persönlichen Erleben an dem Punkt angekommen, an dem sie zu einer Innenschau fähig wären. Also lernfähig. Könnten sie erkennen, dass sie sich selbst sehen, wenn sie den anderen anschauen? Genauer gesagt, dasjenige an ihnen, welches sie selbst nicht wahrhaben können oder wollen? Philotimia sollte man ihnen wünschen. Philotimia heißt, im anderen, im Gegner, auch immer den möglichen Freund zu sehen und sich bei allem, was man tut, von Achtung leiten zu lassen. Eine Form emotionaler Intelligenz. Äußerst selten in der Branche Politik.