Wir leben in einer culture of uncare, einer Kultur der Achtlosigkeit und Verachtung. Und damit meine ich sie alle: Sowohl die Leute, die durch Thomas Gottschalk, den Meister der peinlichen Witze repräsentiert werden und sich eher kastrieren lassen als zu gendern. Wie auch, und eigentlich in ganz besonderem Maße, die Gruppe der Neu-Jakobiner, die sich als Identitätssortierer hervortun und allüberall kulturelle Aneignung wittern, vor allem wenn sie jung und weiß und so gar nicht indigen sind. Aber vor allem die Care-Piraten, die es verstehen, sich mit dem Ethos der linken Befreiungsrhetorik zu bewaffnen, um wesentliche gesellschaftliche Themen zu kapern wie die Frauenrechte. Das machen sie auf eine äußerst geschickte Art und Weise, so dass kaum jemand merkt, wie sie Frauenfeindlichkeit unter dem Mantel der angeblich diskriminierten Transpersonen einschleusen und wieder einmal salonfähig machen.
Sie erreichen das, indem sie eine Falle aufstellen.
Eine nette kleine Falle, denn außer den radikalen Rechten kann niemand etwas daran gelegen sein, Transpersonen zu diskriminieren und von der Teilhabe an der Welt auszuschließen. Sie zu kritisieren ist also ganz dünnes Eis. Und während mehr und mehr Menschen ihre Einfühlsamkeit den Transen gegenüber demonstrieren wollen, zeigen sich in ihren Reihen Frauenhasser wie die Wölfe im Schafspelz.
Ihnen Frauenfeindlichkeit vorzuwerfen, weil sie darauf bestehen Frauen und nicht Trans-Frauen zu sein, also auch als weithin erkennbare Männer alle Schutzräume von Frauen betreten zu können, diskreditiert auf den ersten Blick die Kritikerinnen, die dann auch eiligst mit cis und terf sowie anderen Kürzeln beschimpft und als transphob bezeichnet, ja sogar in die Schublade der Rechtsradikalität gepackt werden. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass dieser miese kleine Trick jede Kritikerin und jeden Kritiker automatisch ins Unrecht setzen soll.
Was ist so frauenfeindlich an der Handvoll Trans-Aktivisten? Und wie kommt es, dass sie es schaffen, Themen so zu kapern, dass sie mittlerweile eine recht zahlreiche Schar an Helfern korrumpiert haben, in der lesbisch/schwulen Szene, in Parteien, NGO’s, Jugendämtern, psychosozialen Beratungsstellen und so weiter und demnächst in Deutschland ein Gesetz durch Lobbyarbeit erreicht haben werden, mit dem Frauenrechte mühelos eliminiert werden können?
Ja, wie kommt es?
Das liegt daran, dass wir in einer cultur of uncare angekommen sind. In einer Kultur der Achtlosigkeit respektive Verachtung.
Frauenfeindlichkeit? Frauen? Ach, das hatten wir doch schon. Die dürfen doch jetzt alles. Ach, immer noch nicht? Trotzdem, ein echtes Nischenthema. Frauenfeindlichkeit wird in Verbindung mit anderen Nachrichten praktisch unter anderem und unter ferner liefen in den Medien verbreitet, was die Aufmerksamkeit zerstreut, kaum dass sie sich vielleicht drauf gerichtet hatte. Und dann die Transen. In Österreich gerade mal ein auf 300 Leute geschätzter Personenkreis. Wenn man die echten Transpersonen abrechnet, die nichts anderes wollen, als von unserer Gesellschaft anerkannt und akzeptiert zu werden, bleiben noch ungefähr 100 Nervensägen übrig, die ihren Job allerdings höchst erfolgreich machen, was meiner Ansicht nach daran liegt, dass sie alle als Männer sozialisiert wurden, und Männer wissen halt, wie man sich gegen Frauen durchsetzt. Frauenfeindlichkeit ist da keineswegs ein Hindernis sondern eher so etwas wie Rückenwind. Und während die Welt sich für die Herren in High Heels nicht interessiert, zersägen die gerade, was wir Frauen uns in vierzig Jahren sauer erkämpft haben.
Aber darum allein geht es nicht.
Warum ist es außerdem so wichtig, Frauenfeindlichkeit zu erkennen und sichtbar zu machen?
Ich will es mal so erklären: Mir persönlich ist das noch ein viel zu kleines Ansinnen. Ich meine sogar, dass, wenn wir die Frauen nicht ins Zentrum unserer Gesellschaft stellen, wird es nichts mit der Klimarettung.
Gewichtige Behauptung, ich weiß. Ich begründe:
Eine der größten Gefahren im Moment ist, dass wir ermutigt werden zu vergessen, wie sehr wir tatsächlich von der Natur abhängig sind und übersehen, was uns wirklich am Leben hält.
Stattdessen hören und lesen wir, Frauen, die darauf bestehen, dass es zwei und nicht zahllose Geschlechter gibt, seien Biologistinnen. Das ist ein Schimpfwort, das sich zuerst einmal nur uns Altlinken erschließt. Mir wurde das schon vor über 30 Jahren um die Ohren gehauen, weil ich anhand von Beobachtungen bei den höher entwickelten Säugetieren darauf hinwies, dass auch Menschen von der Evolution matriarchal gedacht sind wie beispielsweise Bonobos, Hyänen, Löwen und Elefanten.
Nein, Biologie ist im Feminismus einiger Gruppierungen offenbar pfui. Stattdessen gibt es das Ingenieursdenken einer Judith Butler und all ihren Gender-Professorinnen, die behaupten, Geschlecht sei ein Konstrukt, das man auch dekonstruieren könne. Nein, nicht Geschlechterrollen, die ja tatsächlich fundamental verändert und aufgelöst gehören, nein, das biologische Geschlecht insistieren die. Dekonstruieren. Judith Butler als Abrissbirne des Patriarchats? Machbarkeit. Da ist sie wieder die verdammte Machbarkeit, nach der das Patriarchat lechzt. Allerdings hat uns der Gedanke der Machbarkeit bis an den Rand der Unbewohnbarkeit der Erde für alle Lebewesen gebracht. Offenbar keine gute Idee.
Eine gute Idee wäre, die Erde als Mutter zu betrachten. Na, da sehe ich doch nicht wenige, auch Frauen hupfen. Doch, doch, das Universum ist weiblich. Das weibliche Prinzip beruht auf Mütterlichkeit. Und das mütterliche Prinzip ist das eine Lebensprinzip, das auf Erden anzutreffen ist. Verschwindet es, verschwindet alles Leben. Das zu verleugnen oder gar zu verachten ist der Gipfel der menschlichen Autoaggression.
Das Klima retten wir nur, wenn wir nach dem mütterlichen Prinzip handeln. Das lässt sich beweisen. Punkt.