- - - 20. September 2022 - - -

Die Geschlechterfrage. Auf den Punkt gebracht und erklärt

von Patrizia Schulz

Grundsätzlich ist Geschlecht über die Ausrichtung hin zur Produktion großer/kleiner Gameten definiert. Der zugehörige Körper folgt dieser Ausrichtung. Und ja, Geschlecht kategorisiert zunächst einmal nur in Hinblick auf Fortpflanzung.
Wenn ich den Begriff „Geschlecht” ausweite, um andere als körperliche Aspekte einzubeziehen, bzw. körperliche Aspekte faktisch aus der Definition von Geschlecht auszuschließen, dann kann ich nicht sagen, die andere Definition ist falsch. Dann kann ich nur sagen, „Ich verstehe Geschlecht als …“ und muss dann erklären/definieren, was ich damit meine.
Es ist wenig sinnvoll zu behaupten, Geschlechtsidentität sei dasselbe wie Geschlecht. Aus meiner Sicht wäre es sehr viel sinnvoller, alles, das sich nicht auf das physische Geschlecht bezieht, mit einem anderen Begriff, z. B. Gender, zu benennen. Vielleicht sogar noch weitere Begriffe einzuführen.
Das ständige Wechseln der jeweiligen Bedeutungsebene führt zu Absurditäten, Konfusionen und vermeidbaren Konflikten.
Wir können uns gern darüber streiten, was genau und warum eine Ideologie ist.
Ketzerische Gedanken: Wenn wir die Personen, deren Körper auf die Produktion von großen Gameten ausgerichtet ist, nicht mehr Frau, und die Personen, deren Körper auf die Produktion von kleinen Gameten ausgerichtet sind, nicht mehr Mann nennen wollen, weil wir mit Mann und Frau jetzt etwas anderes ausdrücken wollen, dann gibt es immer noch Personen, deren Körper auf die Produktion von großen resp. kleinen Gameten ausgerichtet sind. Die Bezeichnung dieser Menschen ist ein soziales Konstrukt, nicht dass es diese zwei Typen von Menschen gibt. Und zur Fortpflanzung benötige ich nicht nur kleine und große Gameten. Diese Gameten fallen nicht vom Himmel. Sie werden in menschlichen Körpern produziert. Um nach der Verschmelzung dieser Gameten einen neuen Menschen entstehen zu lassen, brauche ich dann noch einen Körper, der aus seinen eigenen Zellen aus den Erbinformtionen dieser Gameten ein Kind erschafft.
Ist es wirklich so ein großer Fortschritt fortan zu sagen: „Ich treffe mich heute mit anderen ovulationsfähigen Menschen, um über Menstruationsprobleme zu sprechen“?
Zwar haben Menschen das System „Kapitalismus“ erschaffen, nicht aber den Menschen. Auch nicht die zwei Typen von Menschen, die es braucht, damit neue entstehen. Das war die Natur. Was menschliche Konstruktion ist, sind die Rollen, Chancen, Handlungsspielräume etc., die wir einem Menschen aufgrund seines geschlechtlichen Körpers zuweisen. Menschliche Konstruktion ist auch das, was Transaktivisten und Genderforscherinnen unter Geschlecht verstehen und gleichzeitig überwinden möchten,: nämlich das Konzept von Geschlecht im Sinne eines Systems aus den interdependenten Teilen: (körperl.) Geschlecht / Geschlechtsrolle / Geschlechtsausdruck / Ausmaß des Einssein mit dem geschlechtlichen Körper / Identifikation mit der Geschlechtsrolle (vielleicht noch mehr).
Zu guter Letzt: Ebenso unscharf, wie der Begriff „Geschlecht“ wird der Begriff „queer“ benutzt. Es ist z. B. wenig zielführend, Lesben und Schwulen, die sich als homosexuelle Frauen bzw. Männer verstehen, Queerfeindlichkeit vorzuwerfen, es sei denn, homosexuelle Lesben und Schwule werden nicht als queer betrachtet.
Umgekehrt, könnte ich mit deutlich mehr Berechtigung Personen, die behaupten, es gäbe keine Homosexualität im Sinne von same-sex attraction, queerfeindlich nennen, werden doch homosexuelle Männer und Frauen in ihrer sexuellen Orientierung nicht respektiert bzw. akzeptiert. Es sei denn, queer steht nicht auch für homosexuelle Menschen. Dann wiederum müsste erklärt werden, wofür queer eigentlich steht, wenn homosexuelle Menschen ausgeschlossen sind.