Ich spreche von den Reaktionen Deutschlands und Österreichs auf Selenskyjs Weigerung, den deutschen Präsidenten Walter Steinmeier zu empfangen. Unkluge Entscheidung ist der Tenor sowohl von der Politik wie auch von – wahrscheinlich der Mehrheit – der deutschen und österreichischen Bürger/innen. Der gute Mann habe sich doch schon dafür entschuldigt, dass er mit den Russen gepackelt habe. Wie unklug vom ukrainischen Präsidenten, ihn jetzt auszuladen, wo die Ukraine doch auf die Hilfe aus Deutschland angewiesen ist.
Leute, das lässt tief blicken.
Kann wirklich niemand nachempfinden in welch unerträglicher und qualvoller Ohnmacht sich Selenskyj befindet, der täglich miterlebt, wie Menschen abgeschlachtet werden? Kleine Kinder? Alte und Kranke? Frauen und Männer? Und auf einmal sind alle die, die man ehrlicherweise als eine Art Mittäter betrachten muss, die neuen und die besten Freunde?
Heute morgen, als ich mal wieder so einige recht selbstgerechte Äußerungen in die Richtung unkluge Entscheidung lesen musste, dachte ich, vielleicht muss man selbst in seinem eigenen kleinen und privaten Leben solche Überheblichkeit erfahren haben, um zu verstehen, wie es zu dieser Ablehnung des deutschen Staatsoberhauptes kommen konnte, von dem immerhin Fotos existieren, die ausdrücken, dass es bis hin zu echter Männerfreundschaft mit einem Massenmörder wie Lawrow gereicht hat.
Es schreit niemand bei uns auf darüber, wohl aber über den ukrainischen Staatschef, der es nicht verzeihen kann, dass jemand wie der nette Herr Steinmeier ursächlich dazu beigetragen hat, dass jetzt Tausende Menschen umgebracht werden, weshalb man mit der schlappen Entschuldigung desselben niemals zufrieden sein kann. Was wir auch nicht sollten!
Zu Steinmeiers Verteidigung muss man sagen, dass weder er noch der damalige österreichische Präsident Heinzi Fischer, der in seiner russophilen Schleimspur seinerzeit selbst fast versunken ist, oder sonstwer in der großen Politik gelernt hat, Psychopathen, Borderliner, Soziopathen, gefährliche Narzissten zu erkennen und dementsprechend richtig und klug (!!!) zu reagieren. Im Erkennen von toxischer Männlichkeit sind diese Typen eben nicht fit. Und so sind sie alle auf die Russen hereingefallen. Aber ich will es mit dieser Nachsicht nun auch nicht übertreiben. Denn wir reden hier über unschuldige Menschen, die dafür mit ihrem Leben gebüßt haben und auch noch weiterhin werden. Von den Millionen, denen ein Kriegstrauma auf die Seele gelegt wird, ganz zu schweigen.
Und darum will ich daran erinnern, dass diese Methode der Täterumkehr auch hier gilt. Nicht Steinmeier wird als einer gesehen, der seinerzeit grauenhaft unkluge Entscheidungen getroffen hat, sondern Selenskyj mit seiner Reaktion darauf heute.
Kennen wir doch. Stichwort Julian Assange zum Beispiel. Auch Vergewaltigungsopfer können auf solche Erfahrungen verweisen. Ich könnte…. ach, was solls.
Der Text berührt mich sehr, macht mir wieder einmal bewusst, wie schnell ich eine Meinung vertrete/verteidige ohne alle Fakten zu wissen/ einzubeziehen …
Danke