Die Frauenbewegung und ich
Mein Leben ist untrennbar mit der Frauenbewegung verbunden. Und gleichzeitig sind mir Teile dieser Frauenbewegung bis auf den heutigen Tag fremd geblieben. Und ich ihnen.
Für mich begann der Feminismus mit der Lektüre von Bachofens „Das Mutterrecht“ und mit Sir Galahads „Mütter und Amazonen“. Von Friedrich Engels „Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates“ ganz zu schweigen.
Alice Schwarzers Büchlein „Der kleine Unterschied“ erschien mir lächerlich und verhältnismäßig nichtssagend. Ebenso Verena Stefans „Häutungen“. Beide Werke hatten sehr großen Einfluss auf die Frauenbewegung. Aber – wie gesagt – nicht auf mich. Ich hatte keine Rollenkonflikte. Und ich fand mich nicht aufgrund meines Geschlechtes benachteiligt.
Ich stamme aus einer reinen Frauenfamilie. Männer, vor allem Väter haben sich bei uns nicht lange gehalten. Es waren ausnahmslos die Frauen, die den Karren aus dem Dreck zogen.
Beide – Mutter und Vater – hatten sich eine Tochter gewünscht. In mehrfacher Hinsicht hatte ich also keinen Anlass, mich als zweitrangig zu empfinden.
Dass die meisten Hürden, die sich im Laufe meines Lebens vor mir auftürmten, sehr wohl damit zu tun hatten, ging mir erst sehr viel später auf. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits gründlich gelernt, meine Probleme aktiv zu lösen. Die Leidenskrone mir aufzusetzen lag mir fern.
Man könnte also sagen, meine Motivation, mich dem Feminismus zuzuwenden bestand darin, mir daher die Vorrangstellung der Frauen zu erkämpfen. Von einer Gleichwertigkeit der Geschlechter hielt ich schon damals nichts. Von einer Gleichstellung natürlich doch. Ich bin Demokratin. Es gibt keinen Grund, warum Männer im Vergleich zu uns Frauen benachteiligt werden sollten. Aber mir war klar: Das Universum beruht auf dem weiblichen Prinzip. Das männliche ist das hinzugefügte. Auch wichtig, aber nicht wirklich die Basis.
So identifiziere ich mich mit dem Matriarchat (manche nennen es Matrifokalität – soll sein). Ich bin also Team Bonobos und nicht Team Schimpanse, Gorilla, Pavian. Mit dem Team Elefanten und Löwen wie auch den meisten in sozialen Gruppen lebenden Säugetieren. Ich interessiere mich vor allem für die Bruchstelle, als die Mutterreiche endgültig nach Ende des trojanischen Krieges stürzten, in dem dunklen Jahrhundert 1200 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Denn ich will verstehen, wie es kommen konnte, dass die Menschheit danach so tief gesunken ist.