- - - 13. März 2025 - - -

Hülle und Fülle

Unsere Welt wäre eigentlich ein Füllesystem. Von allem gibt es immer mehr als nötig. Aber unsere Weltordnung ist ein Mangelsystem. Wir haben – so scheint – es, immer von allem viel zu wenig. Es ist ja nicht so, das das Mangelsystem keinen Überfluss kennt. Da wird Fülle erschaffen ohne Ende. Aber eben nur für Wenige. In diesem System entsteht Fülle hier, indem Mangel dort erzeugt wird. Wie aber könnte ein System beschaffen sein, dass Hülle und Fülle hervorbringt oder mehr als genug? Kinder leben es vor. Mütter leben es vor. Gemeinschaften leben es vor. Genossenschaften leben es vor. Ich will die Ideologien auch hier herauslassen. Karl Marx’ beeindruckende Gedanken entstanden vor dem Hintergrund schlimmster Mangel-Gesellschaft. Und was die real existierenden Kommunisten draus gemacht haben, muss ich hier auch gar nicht erst erwähnen. Aber vielleicht schauen wir uns doch mal heute noch immer existierende Systeme an, die weiblich dominiert sind. Es gibt sie. Und es gibt genügend Veröffentlichungen über ihr Leben. ( z.B. Musoa, Hopi etc.) Oder nehmen wir die Arbeit des Arztes Patch Adams an. Er sagt, dass wir uns, was die Werte unserer Gesellschaft angeht, zu wenig an den Müttern orientieren. Wir sind nicht nährend, füreinander sorgend, zuwendend, zuhörend. Sein Gesundheitssystem ist ein System der Fülle.

Ob wir ein System der Fülle oder ein System des Mangels erschaffen, hängt vor allem und zuallererst davon ab, was wir ins Zentrum stellen. Das Mangelsystem hat den Mann im Zentrum, der versorgt sein will. Jeder Mann kriegt eine Frau. So hat er ein Zuhause, saubere Wäsche, etwas zu essen, ein warmes Bett, Sex. Die Frau umsorgt ihn. NEBENBEI bekommt sie noch Kinder und zieht sie auf. Falls wer glaubt, das sei lang vorbei, soll sich diese/r fragen, wer noch immer den Hauptteil der Hausarbeit macht? Mittlerweile zieht sie nicht nur nebenbei noch Kinder auf, nein, sie arbeitet auch noch nebenbei. So entsteht Mangel. Ihr Mangel hauptsächlich. Sie aber bemerkt dies nicht nur nicht, nein, sie ist konzentriert darauf, eine starke Frau zu sein. Eine starke Frau ist eine, die versucht, das alles zu stemmen. Manche sind stolz darauf.

Kommt man aus dieser Falle wieder heraus? Ich arbeite, einmal abgesehen von meinem eigenen persönlichen Leben, seit mehr als dreißig Jahren daran, Frauen auszuwildern. Die größte Schwierigkeit ist, die Mangelverwaltung aus den Köpfen zu bekommen. Es ist kaum zu fassen, wie viele die Meinung vertreten, dass es auf Materielles nicht ankäme. Da bin ich aber ganz anderer Ansicht. GELD TUT FRAUEN RICHTIG GUT! Und das nehme ich hier als Synonym für Fülle. Die Inquisition hatte auch zum Ziel, den Besitz von Frauen einzukassieren und Frauen zu Besitzlosen zu machen. Funktioniert bis heute. Die zweitgrößte Schwierigkeit ist die Isolation. Das Mangelsystem isoliert Menschen von seinesgleichen. Der Pärchenzirkus, also diese seltsame Ansicht, dass Menschen nur als Paar fähig sind, das Leben zu meistern, führt dazu, dass Frauen verlernt haben, dass sie das soziale Geschlecht sind. Eine Frau ist immer vom Rest der Welt isoliert, ob mit oder ohne Partnerschaft. Und das ist niemals gut. Frauen brauchen andere Frauen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Alleinerziehende sind die verlassensten Geschöpfe der menschlichen Gesellschaft und das auch noch völlig unnötig. Wenn wir doch wissen, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind aufzuziehen, wieso handelt ihr nicht danach, ihr euch allein abschindenden Mütter? Tut euch mit anderen zusammen. Wenn es die alten Großfamilien nicht mehr gibt, dann erschafft neue.

Das ist kein Frauenthema, über das ich hier schreibe. Es ginge der gesamten Gesellschaft besser, wenn wir Frauen dazu verhelfen, nicht mehr die Umsorgung des Mannes ins Zentrum ihres Lebens zu stellen und auch nicht zu erwarten, dafür mit Bedeutung, Identität und Geld, Anerkennung und Beachtung belohnt zu werden. Das hätte in jeder Hinsicht große Tragweite.

Es gäbe viel dazu zu sagen, wie es einer einzelnen Frau ergehen kann, wenn sie den Schwerpunkt ihres Lebens zu sich selbst verlegt. Man bekommt auf jeden Fall zu spüren, dass eine Frau männliche Protektion braucht, um etwas zu werden im Mangelsystem. Ist die nicht vorhanden, müssen Frauen zäh und kreativ sein. Belohnt werden sie dadurch, dass es dann aber auch keine Begrenzungen gibt, denn Protektion lässt dich niemals über deine Gönner hinauswachsen.

Wo soll die Fülle herkommen? Ganz einfach: aus dir heraus. Schöpferisch sein und wirtschaften können. Jede/r, die/der etwas produziert, weiß, dass es nicht schwer ist, etwas zu erzeugen, aber sehr viel schwer, es auch zu verkaufen. Und damit kommt die dritte Komponente ins Spiel: professionell werden. Mein Beispiel stammt aus der deutschen Heilpraktikerszene. 90 % aller, die eine Heilpraktikerausbildung durchlaufen, sind Frauen. Aber 90 % aller Praxen, von denen man leben kann, sind von Männern betrieben. Ich sehe dafür zwei Ursachen. Die eine besteht darin, dass es sehr viel leichter ist, ein erfolgreiches Unternehmen aufzuziehen, wenn ich eine Frau habe, die mir den Rücken freihält (Haushalt, Buchhaltung), was sie ja gern macht, während sie nebenbei Kinder bekommt und sie aufzieht. Und die andere darin, dass es für Männer viel selbstverständlicher ist, professionell zu werden und zu handeln. Ich bin ganz sicher, dass sich Professionalität mit einem System der Fürsorge und Gemeinschaftlichkeit verträgt, was meiner Ansicht nach Kriterien eines Füllesystems sind.

- - - 6. Februar 2025 - - -

Das vertikale und das horizontale System – oder – wie die Demokratie uns vor den schlimmsten Auswirkungen des Patriarchats schützt, weshalb wir die Demokratie schützen müssen

Das Patriarchat ist ein streng hierarchisches System. Ich habe das früher immer mit dem Aufbau einer Pyramide zu erklären versucht. Die Basis ganz unten trägt alles, nach oben hinauf stufen sich die Privilegienbesitzer, ganz oben sitzt der Chef aller Chefs, und ja – it‘s lonely on the top. Er hat alles, er darf alles und alle bestätigen ihn darin, dass er alles kann, ob es der Wahrheit entspricht oder nicht, meist nicht. Ein ausgesprochen maskulines System, wie sich leicht erkennen lässt. Und leider, wenn wir mal die letzten 5000 Jahre Revue passieren lassen, für die allermeisten Menschen ein ausgesprochen unangenehmes, ja sogar ungesundes System. Auch für Männer.

Frauen haben so ihre Probleme mit einem derartig vertikalen Bild vom Leben. Sie können in dieser von oben nach unten geordneten dominanten Maskulinität nur überleben, wenn sie unterdrückte Randerscheinungen ( so genannte Jubelfrauen) sind oder – wie in den letzten Jahrzehnten immerhin erreicht – sich unter strenger Befolgung der dominanten männlichen Spielregeln nach oben arbeiten. Beispiele sind: Margaret Thatcher, Angela Merkel.

Das weibliche Prinzip geht anders. Eigentlich geht die gesamte irdische Welt anders. Denn auf Erden funktioniert eigentlich alles nach dem weiblichen Prinzip und der unglaublichen Fähigkeit, aus sich selbst heraus neues Leben entstehen zu lassen. Der Rest des Lebens drapiert sich drumherum, um das neue Leben möglich zu machen. Dafür ist ein hierarchisches, vertikales Gesellschaftsmodell völlig unbrauchbar. Nein, für uns Frauen muss es anders laufen, wenn es laufen soll. Wir kennen alle den alten Spruch: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen. Nicht zu dem Spruch gehört, es braucht vor allem einen Ortsvorsteher, einen Gemeindesekretär und die Polizei. Nein, einfach ein ganzes Dorf. Familien, Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn. Alles Menschen, die sich auf einer gemeinsamen gesellschaftlichen Ebene begegnen, á la „Halt mal eben das Baby“, aber auch: „halt mal eben mein Bier“. Auf dieser egalitären Ebene ist unter anderem auch die Frauenbewegung entstanden. Das sollten wir nicht vergessen. Es ist die Ebene der Gleichheit und Gleichberechtigung. Sie ist die Basis und der Ursprung von Demokratie. Wenn alle sich auf einer einzigen Ebene aufhalten, sind eben alle gleich, auch wenn jeder und jede ganz verschieden ist und Verschiedenes tun und können. Es ist das weibliche Prinzip.

Ich habe das weibliche Prinzip immer mit dem Wald verglichen. Da steht nichts in Reih und Glied. Jeder Baum muss einerseits mit dem klarkommen, was zur Verfügung steht. Aber alle zusammen sorgen dafür, dass für alle, jung und alt, ober- oder unterirdisch, klein oder groß, zur Verfügung steht, so viel wie nur irgend möglich. Ein horizontales System.

Unsere Welt, die demokratisch organisiert ist, basiert darauf, dass dieses weibliche Prinzip die leider existierende und uns beherrschende hierarchisch funktionierende Machtpyramide in Schach hält. Indem das horizontale Prinzip wählt, wer in der Pyramide ganz oben sein darf und dies – vor allem – nur auf Zeit! Die Demokratie macht die Menschen dabei nicht besser. Sie ändert am patriarchalen Prinzip ehrlicherweise nichts. Sie macht dieses maskuline Prinzip jedoch erträglicher, menschlicher, fairer.

Wenn wir uns wundern, wieso „die“, womit die Kaste der Politiker und Politikerinnen gemeint ist, so derart viele Flitzpiepen, Dunkelhüte, Clowns und fragwürdige Erscheinungen hervorbringt, so müssen wir uns daran erinnern, dass solche Typen nun mal in einem Pyramidenspiel mehr als reichlich vorhanden sind. Daran wird Demokratie nichts ändern können. Unsere Macht besteht darin, sie einigermaßen in Schach zu halten. Zu manchen Zeiten gelingt es besser, zu anderen Zeiten, zum Beispiel den jetzigen Zeiten, leider nur sehr schlecht. Das liegt an dem Kampf, den die gefährlichen Clowns nach Regeln kämpfen, die undemokratisch und also höchst unfair sind, um es mal höflich auszudrücken. Augenblicklich deutlich an der Existenz von Putin, Trump, Kickl, Höcke und Konsorten und ihrem Treiben zu betrachten, die mit ihren bösen Spielen Menschen um den Verstand bringen. Unsere Demokratie funktioniert nach Regeln, die dem nicht viel entgegenzusetzen haben, eben weil es dazu gehört, nur innerhalb der demokratischen Regeln zu spielen. Wenn wir beginnen, auch auf das Einhalten von demokratischen Regeln zu pfeifen, sind wir auf dem kürzesten Weg in den Untergang. Denn es sind diese Regeln, die einzigen Waffen, die wir haben, um den Druck der Pyramide in Schach zu halten und die Typen soweit es geht, in ihrem Tun zu kontrollieren. Mehr können wir nicht tun, aber das sollten wir tun. Mit aller Kraft.

Dabei sollten wir nicht vergessen, dass alle diese Idioten, auf die Leute immer wieder hereinfallen, immer nur auf Zeit da oben hocken. Denkt mal daran, wie viele von denen schon oben waren und dann, eines Tages, pffft, weg waren sie. Ein tröstlicher Gedanke, finde ich.

- - - 31. Januar 2025 - - -

Wohin des Wegs?

Die neue Regierung in Österreich steht ja bald. Erstmalig wird es einen rechtsextremen Kanzler geben. Naja, nicht wirklich erstmals, aber lassen wir es mal so stehen und lassen wir es mal so sacken, wie man in Deutschland sagt. Ach, Deutschland. Da gibt es vielleicht bald eine rechtsextreme Kanzlerin. Aus österreichischer Sicht gar nicht so unwahrscheinlich. Dann könnte es vielleicht richtig ernstwerden mit der Remigration.

In meinem Fall würde das eine unruhigere Sache werden als bei anderen Leuten. Erstmal würden sie mich von Österreich nach Deutschland schaffen. Denn da bin ich geboren. Aber die Deutschen würden mich auch nicht haben wollen, denn ich bin Griechin. Also ab nach Athen. Da schaut es aber auch schlecht aus, denn ich gehöre zu den “Smyrnies”. Das sind Griechen, die bis 1922 in Smyrna lebten. Gemeint ist die Stadt Izmir in der Türkei. Da wird es nun interessant. Denn die Türken müssten auch remigriert werden. Die kommen aus der großasiatischen Steppe und sind erst ab dem 11. Jahrhundert dort eingewandert. Wenn wir kleinasiatischen Griechen wieder zurückkommen, die wir dort vorher schon seit tausenden Jahren lebten, wollen wir keinen der türkischen Migranten mehr sehen! Konstantinopel wird zu alter Schönheit erblühen!

Aber wie wird es in Österreich ausschauen? Anhand der Familiennamen kann man sehr leicht herausfinden, wo wer eigentlich herkommt. Also ab nach Tschechien, Slowakei, Kroatien, Slowenien, Bayern. Österreich wird leerstehen!

Und Deutschland? Das Ruhrgebiet wird entvölkert sein. Polen dagegen wird sich mit Leuten füllen, die außerhalb von Duisburg kein Mensch versteht. Die Bayern werden endlich ganz unter sich bleiben können, in Stuttgart werden die Straßen so sauber gefegt sein, dass man dort mühelos auf dem Asphalt am offenen Herzen operiert werden kann, Wer dafür verantwortlich ist? Darüber streiten sich die Schwaben und die Badenser. Nur eine Sorte Leute wird man dort vergeblich suchen: den deutschen Germanen. Den hat es nämlich noch nie gegeben. Auch Frau Weidel ist nicht naturblond.

- - - 30. Januar 2025 - - -

Von Wölfen, Schafen, Hühnern und Hunden und der Göttin der Zwietracht

Ich weiß nicht so genau: Bin ich nun kompetent in Fragen nach Herdenschutz oder nicht? Wir haben Schafe. Wir haben freilaufende Hühner. Wir haben Herdenschutzhunde. Aber wir haben keine Wölfe. Also, wir hatten noch nie Wölfe. Und wir werden wohl auch nicht so schnell welchen begegnen. Naja, man weiß ja nie. Aber wir haben Füchse und Goldschakale. ja, Goldschakale. Die gibt es tatsächlich bei uns. Eingewandert, natürlich. Sozusagen Migranten auf vier Pfoten. Im vergangenen Sommer hat der Fuchs nächtens die Hälfte unserer Hühnerschar geholt, weil die sich eingebildet hatten, nicht im Stall nächtigen zu müssen bei der Hitze. Da hat Herdenschutzhund Wolfgang versagt. Eigentlich waren wir die Schuldigen, weil wir die Hühner nicht in den Stall gescheucht hatten und Wolfgang nachts bei uns im Haus schläft.

Kann ich also mitreden in der heißen und emotional extrem aufgeladenen Debatte, ob Herdenschutzhunde in Österreich ein geeignetes Mittel im Schutz gegen Wolfsangriffe sind? Zu den Großen gehöre ich nicht. Wir sind keine Bergbauern, allenfalls Hügelbauern und haben unsere Tiere des Sommers auch nicht auf der Alm. Aber ich kann davon berichten, was unsere Hunde für die Hühner und Schafe tun. Sie sind ausgesprochen wachsam, sobald sie wahrnehmen, dass irgendetwas die Tiere bedrohen könnte. Sie sind sehr selbständig und treffen die Entscheidung, sich um den Schutz zu kümmern ganz allein. Es sind sehr erwachsene Hunde, die sich nicht für Pfötchen geben und andere Sperenzchen eignen. Man muss sie arbeiten lassen und braucht nicht einzugreifen. Beste Partner der Bauern!

Die Gegner wollen nicht gelten lassen, dass in fast allen europäischen Ländern Herdenschutzhunde erfolgreich in der Wolfsabwehr sind. In Österreich ginge das nicht, sagen sie. Wutbauer Bachler vom Bergerhof Krakauebene meinte sogar süffisant, die Touristen bei uns seien schon mit einer einfachen Kuh überfordert. Ja, lustig. Aber Blödsinn. Die Schweiz ist absolut vergleichbar mit Österreich, was Berge und Touristen angeht. Und sie ist führend, geradezu ein internationales Vorbild in Sachen Herdenschutzhunde. Aber, die österreichischen Bauern wollen halt nicht. Man kennt das ja: Was der Bauer nicht kennt…. Sie wollen lieber, dass die Jäger die Wölfe abknallen. Die Jäger wollen das, wenig überraschend, auch. Jetzt hat sich ein Bauer zur Verfügung gestellt, als Experiment, sozusagen, und bekommt einen Shitstorm sondergleichen um die Ohren gehauen, inklusive Morddrohungen von seinen bäuerlichen Kollegen. Sie nennen ihn einen Verräter der Bauern. Man fasst es nicht. Wir sind alle Gefangene der Göttin der Zwietracht!

- - - 20. Januar 2025 - - -

Verstehen, was Schicksal ist

Wir schlagen uns ein Leben lang damit herum, Entscheidungen zu treffen; schlechte, gute, falsche, richtige. Zu manchen Zeiten eine quälende Angelegenheit. Ganz zu schweigen davon, mit den Folgen zu leben. Immer leiden wir heute unter den Folgen unserer Entscheidungen von gestern. Das Leben ein mühseliger Irrgarten.

Was aber, wenn das Leben wie ein Labyrinth ist. Es gibt nur einen verschlungenen Weg hinein bis ins innerste Allerheilige und denselben Weg wieder hinaus. Was, wenn unser Leben gar nicht von unseren richtigen oder falschen Entscheidungen abhängt. Denn es gibt nur diesen einen Lebensweg. Ein Weg, auf dem uns allerlei dunkle Gestalten, erschütternde Ereignisse und beunruhigende Erfahrungen beschert werden. Und alles, was wir tun können, ist, darauf zu reagieren. Je nachdem was wir tun und wie wir es tun, werden die Auswirkungen und Konsequenzen unseren Charakter formen.

Immer wieder wurde mir gesagt, dass dann aber der Mensch doch keine Wahl hätte. Dann wäre es gleichgültig, ob man überhaupt morgens aufsteht oder seine Rechnungen bezahlt, oder gut oder böse zu seinen Mitmenschen sei. Wenn wir nicht um die richtigen oder falschen Entscheidungen ringen müssten, hieße es ja, dass wir keine Wahl hätten im Leben. Ja, ich meine, es kommt nicht darauf an, die richtige Wahl zu treffen. Denn die einzige Wahl hat der Mensch bereits längst getroffen mit seinem Erscheinen auf Erden. Das Leben, das dann folgt, dient allein der Anstrengung zu verstehen, warum man einst diese Entscheidung getroffen hat. Und immer wieder, mit jedem Schritt durch das Labyrinth kommt man auf neue Antworten.

- - - 14. Juni 2024 - - -

Was macht einen Lebensweg magisch?

Die Zeit auf Erden, die ich atme, denke, fühle, handle – zeitraubend, anstrengend und unsicher. Die Ziele, die ich dabei verfolge – Urlaub, Haus, Auto, Kinder, Freundeskreis, Ruhe und Frieden. Wird das Leben größer durch Reisen? Toller Beruf? Schicker Job? Langes Leben. Etwa Glück? Sollten wir nach Glück streben? Kann man alles machen. Ist aber sinnlos, wenn es um die Frage geht, wozu ich in dieser merkwürdigen Gestalt auf zwei Beinen gehend, mit Übergewicht kämpfend, ein wenig Restpelz auf dem Kopf, einige Wochen auf dem Planeten schmutze, um dann tot zu sein, als wäre ich nie dagewesen. Welch ein Aufwand! Wozu? Was nützt es mir, gelacht und geliebt zu haben, wenn ich doch sterbe? Das kann doch nicht alles gewesen sein, ist ein Gedanke, ein Empfinden, das sehr viele Menschen zu bestimmten Zeiten ihres Lebens haben. Es ist wirklich nicht alles. Es gibt für jeden Menschen den Augenblick, in dem sie/er sich entscheidet, ja entscheiden muss, wie er die Dinge des Lebens betrachten will. So, wie ich sie hier beschrieben habe? Wenn das die Lebensziele sind, wird es immer darauf hinauslaufen, dass man nach kurzer Zeit wieder unzufrieden wird, wenn man hauptsächlich den sichtbaren, greifbaren Dingen Aufmerksamkeit und Energie schenkt.

Auf der Suche nach den Dingen, die dem Leben einen Sinn verleihen sollte man lieber zum geistigen Akrobaten werden und versuchen, die Dinge sowohl von einer höheren Warte aus wie auch in der Tiefe ergründend zu betrachten. Wobei das Augenmerk auf die nicht sichtbaren Dinge gerichtet ist. Sozusagen die Softskills des Lebens. Das Unsichtbare, das Eigentliche, das Wesentliche. Wenn man nur wüsste, was das ist, nicht wahr?

Der Magische Weg ist die Entscheidung, sich den nicht sichtbaren, nicht greifbaren Dingen zuzuwenden. Und hier vor allem das Ziel zu haben, über tief erfahrene Erkenntnis die eigene Bewusstheit zu erhöhen. Es geht also auch nicht um einen religiösen oder pseudo-religiösen Weg, der einen in ein irgendwie gestaltetes Himmelreich führen soll. Auch sonst sollte man einen Ideologie-Melder installieren, denn recht schnell ist man bei den Abstrusitäten gelandet, die der Esoterik den guten Ruf vermasselt haben.

Der Magische Weg ist eine Haltung, die dich zum lebenslang Lernenden macht. Zum Gebenden. Zum Liebenden. Er führt in die Furchtlosigkeit und in die aktive Gestaltung der Wirklichkeit. Auf einmal bist du nicht mehr machtlos. Und mit jedem Schritt weiter wirst du freier und freier. Die unsichtbare Welt, also die geistige Welt, die fühlende Welt, die wollende und werdende, sterbende und wieder erneuerte Welt gibt dir das, was dein Herz sucht.

- - - 8. Mai 2024 - - -

Was du kannst und was nicht

Es geht um das, was du nicht kannst. Ah, jetzt höre ich schon viele Frauenstimmen seufzen und kleine dunkle Wölkchen brauen sich über diversen Köpfen zusammen. Denn das, was wir nicht können, kennen wir nur allzu gut, wir Frauen. Die meiste Zeit werden wir über unsere Mängel definiert. Und definieren uns selbst auch darüber! Beschäftigen uns mit dem, was wir nicht können. Und damit bin ich an dem Punkt, auf den ich hinauswill. Ja, es gibt eine ganze Menge, das du nicht kannst. Sehr viel, in dem du ein „total desaster“ bist. Höchstens Mittelmaß, wahrscheinlich aber nicht einmal das. Und ich bin ganz, ganz sicher, dass du es niemals schaffen wirst, in den Bereichen eine echte Könnerin zu werden und auch noch glücklich dabei zu sein. Die Sache ist die: Das, was du nicht kannst, gehört auch in diesem Leben nicht in dein Repertoire. Ist nicht dein Thema. Nicht deine Aufgabe. Falsche Party. Es gibt eine Menge Dinge, die muss ein Mensch im Laufe seines Lebens lernen. Und wenn man ihn lässt, den Menschen, dann lernt er schnell. Sofern es sich um Dinge, Fertigkeiten, Können, Wissen handelt, das für ihn von Bedeutung ist, wichtig und wesentlich, um sein Wesen zur Gänze zu entfalten. Zufällig sind Menschen soziale Wesen. Das heißt, alles Mögliche, das für das Leben dieses Menschen auch wesentlich wäre, jedoch nicht zu seinen Talenten gehört, können andere Menschen, die wiederum von den Talenten dieses speziellen Menschen profitieren, weil es sich um Fähigkeiten handelt, die eben diese Menschen nicht haben. Klingt das kompliziert? Ist aber ganz einfach. Wir sind so dermaßen darauf konzentriert, ein Individuum zu sein, dass wir mehr und mehr darauf vergessen haben, dass wir gar keines sind! Während ich glaube, ich wäre eine Person mit Körper, Seele und Geist, ist allein mein Körper eine Gemeinschaft von Billionen von Lebewesen, zu denen ich auch alle meine Körperzellen zähle. Sie alle nehmen großen Einfluss auf mein Seelenleben, auf meine Pläne, Entscheidungen, meinen Alltag. Und diese Gemeinschaft ist ein Vielkönner, kein Alleskönner. Während wir also darauf konzentriert sind, dass wir ein Individuum sind, das als Einzelkämpfer/in alles unter einen Hut bekommen muss: den Alltag, das Berufsleben, die Kinder, die Haustiere, die Freizeit, das Geldleben, die Philosophie, die Beziehung, der Freundeskreis, das Übergewicht, die Problemzonen überhaupt, die Göttin, der Tod, Krankheiten, Zukunft – eben alles, sind wir in Wahrheit verbunden mit den vielen anderen. Jede/r kann was. Aber nicht jeder dasselbe! Und nicht alles! Zusammen ergibt das ein gutes Leben. Wie konnte es geschehen, dass wir in den vergangenen 40 Jahren vom Aufbruch in eine gemeinsame, solidarische Zukunft als Hippies, Frauen, Menschen zu diesen Einzelkämpfer/innen wurden, die sich einbilden, die berühmte eierlegende Wollmilchsau verkörpern zu müssen? Ich erinnere mich an die ersten Bruchstellen. Da waren zuerst einmal wir Frauen, die wir uns von der Studentenrevolution distanzierten und in die Frauenbewegung abmarschierten, weil wir keine Lust auf die unterstützende Weibchenrolle hatten. Da waren dann in der Frauenbewegung die Mütter, die sich fragten, wieso alle Termine und Veranstaltungen so mütterfeindlich organisiert waren. Abends um sieben! Da müssen die Kinder ins Bett gebracht werden. Auf den Veranstaltungen keine Möglichkeit, die Kinder mitzubringen. Später standen sich Lesben und Heteras verständnislos gegenüber. Während wir im Studium die überflüssige Vorprüfung abschafften, indem ein komplettes Semester geschlossen beim Bildungsminister anklopfte, ermahnten die uns nachfolgenden Semester, sie doch nicht ständig mit unserem Politkram zu nerven, sie wollten in Ruhe für die Prüfung lernen. Ja, und so ging es wohl weiter. Vielleicht werden wir nie genau herausfinden, warum wir den Weg in die Vereinzelung gingen. Bewegungen nutzen sich ab und verebben wie Wellen. Das ist ja auch gut so. Aber wieso sind wir kein Ozean mehr, sondern einzelne Wellen, die sich Stress machen, wie sie es schaffen, eine perfekte Welle zu werden? Wofür? Wozu? Das schaffst du sowieso nicht ohne die anderen! Wir kommen nur als ganzer Ozean an die Küste! Mich hat das Buch von Peter Wohlleben, „Das geheime Leben der Bäume“ so beeindruckt. Er beschreibt, warum die von uns Menschen gepflanzten Bäume ziemlich arme Schweine sind. Ein in diesem Zusammenhang merkwürdiger Vergleich. Aber zutreffend. Er sagt, dass die im Wald von selbst gewachsenen Bäume untereinander eng und gut vernetzt sind, sich gegenseitig helfen und ernähren, während die von Menschen gepflanzten mit abgeschnittenen Feinwurzeln in die Erde kamen und darum dazu verurteilt sind, ein Leben lang Einzelkämpfer zu bleiben. Sie stehen dicht nebeneinander im Wald, genauer in Baumplantagen und können sich nicht verbinden. Manchmal denke ich, dass diese letzten dunklen Jahrtausende uns Menschen die Wurzeln beschnitten haben. Wir versuchen immer wieder zueinander zu finden. Aber dann stehen wir wieder dicht beieinander für uns allein und wissen nicht warum.

- - - 26. März 2024 - - -

Nicht die Zeit für Tanz

Bei uns geht ein kalter Wind ums Haus und erinnert daran, dass nicht die Zeit für Tanz ist. Allüberall wird der Frühling angeschoben, aber das kann zu Missverständnissen führen. Noch ist kein Grund zu jubeln. Gut, es ist nicht aufzuhalten, das wissen wir ja alle. Chronos, Herr über die Zeit, mahlt und mahlt. Und jetzt schiebt er den Frühling eben an. Warum? Weil es dran ist So ist er eben, der Chronos. Immer zuverlässig, wenn auch nicht immer pünktlich. Aber Chairos, sein jüngerer Bruder, Herr über die kostbaren Augenblicke des tiefen Glücks, hockt noch eingesperrt in einer kleinen Kammer und übt seinen Text.
Derweil schauen wir über die kleinen Berge alten Lebens, die wir in Chronos Schatten angehäuft haben und wissen nicht so genau, wohin damit. Für diesen Plunder gibt es keine Müllabfuhr. Das Licht im März ist gnadenlos. Doch es gibt Hoffnung, sie stirbt zu keiner Zeit.

- - - 5. März 2024 - - -

Einen Schritt vor den anderen

Nicht, dass nicht auch große Sprünge hilfreich sind, aber wenn es drauf ankommt, wenn du es eilig hast, solltest du langsam machen und einen Schritt vor den anderen setzen. Wir sind ja am Ende eines Jahreszyklus angekommen. Der März ist ein seltsamer Monat. Alles hofft auf den Start in „the big spring-thing“. Aber die Kräfte sind jetzt schwach. Die Tiere haben keine Reserven mehr und das neue Futter wächst noch nicht. Bei uns Menschen ist es nicht anders, auch wenn wir nicht körperlich Hunger leiden, kommen wir augenblicklich noch nicht weit. Also schön langsam. Das Leben ist ein Labyrinth und du bist immer irgendwo auf dem Weg hinein oder hinaus.

- - - 7. Februar 2024 - - -

Philotimia

Nur mal so angenommen, dass es heute auch noch üblich wäre, unsere Könige, die ja Gott sei Dank nur auf Zeit gewählte Politiker sind, nach einer gewissen Zeit des Regierens ins Labyrinth zu schicken, wie einstmals bei den kretischen Minoern, der ersten europäischen Hochkultur. Damit sie dort mit dem Minotaurus kämpfen, also mit dem Wilden, Animalischen, Bedrohlichen, Abgespaltenen in sich. Damit sie dort ihrem Schatten begegnen, all dem, dessen man erst dann gewahr wird, wenn nichts mehr da ist, das einen ablenken oder betäuben könnte. Wie würde es Kickl da drinnen ergehen? Oder dem Nehammer Karli? Oder gar Friedrich Merz und Söder?

Mit welchen Gesichtszügen wäre ihr Minotaurus ausgestattet? Man mag es sich gar nicht vorstellen.

Nur mal so angenommen, sie wären gerade zu dem Zeitpunkt, an dem sie ins Labyrinth geschickt werden, auch in ihrem persönlichen Erleben an dem Punkt angekommen, an dem sie zu einer Innenschau fähig wären. Also lernfähig. Könnten sie erkennen, dass sie sich selbst sehen, wenn sie den anderen anschauen? Genauer gesagt, dasjenige an ihnen, welches sie selbst nicht wahrhaben können oder wollen? Philotimia sollte man ihnen wünschen. Philotimia heißt, im anderen, im Gegner, auch immer den möglichen Freund zu sehen und sich bei allem, was man tut, von Achtung leiten zu lassen. Eine Form emotionaler Intelligenz. Äußerst selten in der Branche Politik.

- - - 26. Januar 2024 - - -

Das Geheimnis des Gartens

Der Garten mit seiner Grenze, die das Wilde ausschließt, ist wie ein geheimer Ort, an dem gedeihen kann, was in der Wildnis keine Chance hat. Behütet von uns, gehegt und geschützt. Hier treffen sich die Liebenden. In seinen Grenzen lädt der Garten zum Träumen ein. Ein Ort für Musik und die Grundlage für die unglaublichsten Köstlichkeiten, die später sozusagen als essbare Musik auf unseren Tellern dazu verführen mehr zu essen als wir eigentlich sollten.

- - - 24. Januar 2024 - - -

Schon immer hier?

„Bedenken Sie, wir waren schon immer hier“, sagte unser Bürgermeister zu uns und meinte: im Gegensatz zu euch, die ihr ja erst seit 35 Jahren hier lebt. Es ging um das Anrecht der Jäger, auf unserem Grund Krähen abzuschießen.  Man sieht, die Fantasien der österreichischen und deutschen Rechtsausleger von der Deportation der Migranten fällt auf fruchtbaren Boden. Denn es sind beileibe nicht nur die Rechtsextremen, die uns Migranten als geduldete Feinde betrachten. Das Einzige, was mich daran überrascht ist, dass die Allgemeinheit auf einmal furchtbar überrascht darüber ist.

Ich schaue sie mir alle an, die hier schon immer da waren und denke: Von wegen schon immer. Leute, ihr seid auch erst seit kürzester Zeit da. Bevor eure Mütter euch auf die Welt gebracht haben, gab es euch hier auch nicht. Und in ein paar Jahren – möget ihr auch in Frieden und Freude steinalt werden – seid ihr wieder verschwunden. Vorher und nachher sind also ganz andere Leute da. Es herrscht auf Erden ein Kommen und Gehen. Das ist das Prinzip irdischen Lebens. Niemand, wirklich niemand war schon immer da.

- - - 18. Januar 2024 - - -

Wonach wir im Leben suchen und wie wir es finden

Mir ist der Sinn meines Lebens oft, sehr oft verloren gegangen. Besonders in der ersten Hälfte meines Lebens, also den ersten 50 Jahren, wusste ich oft nicht, warum ich eigentlich noch weitermache.

Und wie ist es heute? Heute bin ich mir meiner selbst sicher. Schon lang. Ich habe – wieder – die Verbindung zu meinem Unterbewusstsein (meiner Vergangenheit) und meinem Überbewusstsein (meiner Zukunft und meiner Anbindung an das Göttliche) gefunden. Und bin dort angekommen, wo wir den Sinn des Lebens im Einfachen finden. Im einfachen Leben, in der Freundschaft zu anderen, ob Mensch oder Tier, in der Fürsorge für die, welche wir lieben und die, welche niemanden haben, der sie liebt.

Unseren Hof aufzubauen, zu roden, zu pflanzen, zu pflegen und zu ernten ist der Rahmen, in dem ich mich bewege, der mir Halt und Gelegenheit gibt, den Sinn meines Lebens täglich zu spüren und in Lebensfreude umzuwandeln.

Schwer zu sagen, was genau denn dazu geführt hat, dass mich die Krisen und Konflikte des Lebens nicht mehr niederschmetterten und nicht mehr verzagen ließen, sondern ich daran wuchs (hoffentlich). Ich will auch gar nicht den überstrapazierten Begriff Resilienz bemühen. Ich glaube aber, dass es zweier Dinge bedarf: der glasklaren und unbedingten, ausnahmslosen Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und außerdem der Bereitschaft, anderen zuzuhören und ihr Anderssein und Andersdenken anzuerkennen. (Was noch lange nicht heißt, dass man jeden kruden Mist, den jemand von sich gibt, gutheißt). Aber man sollte nicht missionieren. In keine Richtung.

Dann bleibt nur noch, das richtige Bitten zu lernen. Bitten, dass sich offenbaren möge, worum es im eigenen Leben eigentlich geht.

- - - 6. Januar 2024 - - -

Kassandra

„ …wissend, dass Wissende niemals etwas gegen den drohenden Untergang ihrer Kultur/Zivilisation haben ausrichten können; wissend, dass wir Europäer in den letzten Jahrzehnten mehrmals Kriegen auf anderen Erdteilen zugesehen haben, die für die betroffenen Völker Vernichtungsdrohungen waren; wissend, dass nun also die anderen Erdteile ‚die Welt‘ ausmachen werden, die uns zusieht. Dass dies denkbar und möglich ist.“

(Christa Wolf, Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra)

Mir war dieses Buch von Christa Wolf immer wichtiger und eingehender als der eigentliche Roman über Kassandra, den sie geschrieben hatte.

Als sie diese Worte schrieb, existierte der Eiserne Vorhang noch. Dass Russland einmal Kriege gegen Tschetschenien, Georgien, die Ukraine führen würde, war undenkbar. Ebenso, dass es in Jugoslawien einen Krieg der Serben, Kroaten, Slowenen, Bosnier und Albaner geben würde.

Und noch undenkbarer, dass wir einmal dort stehen werden, wo wir jetzt sind. Uns trennt nur noch wenig von dem Untergang des demokratischen Systems.

Mich hatte immer die Zeit beschäftigt, die in der Geschichtsschreibung und Archäologie das dunkle Jahrhundert genannt wird. Die Zeit um 1200 vor unserer Zeitrechnung. Es gibt sehr viele Ähnlichkeiten zu unserer Zeit. Der Trojanische Krieg gehörte damals mit in diese Zeit. Das, was wir heute behüten und retten wollen, war das, was damals nach dem Untergang der alten Zivilisation folgte. Das Patriarchat. Daraus kann man schließen, dass es immer irgendwie weitergehen wird. Der einzige Gedanke, der sich wirklich mit Hoffnung aufladen lässt, ist, dass wir Frauen – ja, wir Frauen, heute stärker und selbstbewusster, gebildeter und willensstärker denn je in den letzten 5000 Jahren sind.

Was können wir tun? Wie Christa Wolf schon schrieb, können wir nichts tun. Die Dinge nehmen ihren Lauf; haben ihn schon seit geraumer Zeit genommen.

Das Bild zeigt archäologische Ausgrabungen der Kultur der Hethiter, die im so genannten dunklen Jahrhundert (1200 vor Zeitrechnung) komplett untergingen