- - - 6. Februar 2025 - - -

Das vertikale und das horizontale System – oder – wie die Demokratie uns vor den schlimmsten Auswirkungen des Patriarchats schützt, weshalb wir die Demokratie schützen müssen

Das Patriarchat ist ein streng hierarchisches System. Ich habe das früher immer mit dem Aufbau einer Pyramide zu erklären versucht. Die Basis ganz unten trägt alles, nach oben hinauf stufen sich die Privilegienbesitzer, ganz oben sitzt der Chef aller Chefs, und ja – it‘s lonely on the top. Er hat alles, er darf alles und alle bestätigen ihn darin, dass er alles kann, ob es der Wahrheit entspricht oder nicht, meist nicht. Ein ausgesprochen maskulines System, wie sich leicht erkennen lässt. Und leider, wenn wir mal die letzten 5000 Jahre Revue passieren lassen, für die allermeisten Menschen ein ausgesprochen unangenehmes, ja sogar ungesundes System. Auch für Männer.

Frauen haben so ihre Probleme mit einem derartig vertikalen Bild vom Leben. Sie können in dieser von oben nach unten geordneten dominanten Maskulinität nur überleben, wenn sie unterdrückte Randerscheinungen ( so genannte Jubelfrauen) sind oder – wie in den letzten Jahrzehnten immerhin erreicht – sich unter strenger Befolgung der dominanten männlichen Spielregeln nach oben arbeiten. Beispiele sind: Margaret Thatcher, Angela Merkel.

Das weibliche Prinzip geht anders. Eigentlich geht die gesamte irdische Welt anders. Denn auf Erden funktioniert eigentlich alles nach dem weiblichen Prinzip und der unglaublichen Fähigkeit, aus sich selbst heraus neues Leben entstehen zu lassen. Der Rest des Lebens drapiert sich drumherum, um das neue Leben möglich zu machen. Dafür ist ein hierarchisches, vertikales Gesellschaftsmodell völlig unbrauchbar. Nein, für uns Frauen muss es anders laufen, wenn es laufen soll. Wir kennen alle den alten Spruch: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen. Nicht zu dem Spruch gehört, es braucht vor allem einen Ortsvorsteher, einen Gemeindesekretär und die Polizei. Nein, einfach ein ganzes Dorf. Familien, Freundinnen und Freunde, Nachbarinnen und Nachbarn. Alles Menschen, die sich auf einer gemeinsamen gesellschaftlichen Ebene begegnen, á la „Halt mal eben das Baby“, aber auch: „halt mal eben mein Bier“. Auf dieser egalitären Ebene ist unter anderem auch die Frauenbewegung entstanden. Das sollten wir nicht vergessen. Es ist die Ebene der Gleichheit und Gleichberechtigung. Sie ist die Basis und der Ursprung von Demokratie. Wenn alle sich auf einer einzigen Ebene aufhalten, sind eben alle gleich, auch wenn jeder und jede ganz verschieden ist und Verschiedenes tun und können. Es ist das weibliche Prinzip.

Ich habe das weibliche Prinzip immer mit dem Wald verglichen. Da steht nichts in Reih und Glied. Jeder Baum muss einerseits mit dem klarkommen, was zur Verfügung steht. Aber alle zusammen sorgen dafür, dass für alle, jung und alt, ober- oder unterirdisch, klein oder groß, zur Verfügung steht, so viel wie nur irgend möglich. Ein horizontales System.

Unsere Welt, die demokratisch organisiert ist, basiert darauf, dass dieses weibliche Prinzip die leider existierende und uns beherrschende hierarchisch funktionierende Machtpyramide in Schach hält. Indem das horizontale Prinzip wählt, wer in der Pyramide ganz oben sein darf und dies – vor allem – nur auf Zeit! Die Demokratie macht die Menschen dabei nicht besser. Sie ändert am patriarchalen Prinzip ehrlicherweise nichts. Sie macht dieses maskuline Prinzip jedoch erträglicher, menschlicher, fairer.

Wenn wir uns wundern, wieso „die“, womit die Kaste der Politiker und Politikerinnen gemeint ist, so derart viele Flitzpiepen, Dunkelhüte, Clowns und fragwürdige Erscheinungen hervorbringt, so müssen wir uns daran erinnern, dass solche Typen nun mal in einem Pyramidenspiel mehr als reichlich vorhanden sind. Daran wird Demokratie nichts ändern können. Unsere Macht besteht darin, sie einigermaßen in Schach zu halten. Zu manchen Zeiten gelingt es besser, zu anderen Zeiten, zum Beispiel den jetzigen Zeiten, leider nur sehr schlecht. Das liegt an dem Kampf, den die gefährlichen Clowns nach Regeln kämpfen, die undemokratisch und also höchst unfair sind, um es mal höflich auszudrücken. Augenblicklich deutlich an der Existenz von Putin, Trump, Kickl, Höcke und Konsorten und ihrem Treiben zu betrachten, die mit ihren bösen Spielen Menschen um den Verstand bringen. Unsere Demokratie funktioniert nach Regeln, die dem nicht viel entgegenzusetzen haben, eben weil es dazu gehört, nur innerhalb der demokratischen Regeln zu spielen. Wenn wir beginnen, auch auf das Einhalten von demokratischen Regeln zu pfeifen, sind wir auf dem kürzesten Weg in den Untergang. Denn es sind diese Regeln, die einzigen Waffen, die wir haben, um den Druck der Pyramide in Schach zu halten und die Typen soweit es geht, in ihrem Tun zu kontrollieren. Mehr können wir nicht tun, aber das sollten wir tun. Mit aller Kraft.

Dabei sollten wir nicht vergessen, dass alle diese Idioten, auf die Leute immer wieder hereinfallen, immer nur auf Zeit da oben hocken. Denkt mal daran, wie viele von denen schon oben waren und dann, eines Tages, pffft, weg waren sie. Ein tröstlicher Gedanke, finde ich.