Ich weiß nicht so genau: Bin ich nun kompetent in Fragen nach Herdenschutz oder nicht? Wir haben Schafe. Wir haben freilaufende Hühner. Wir haben Herdenschutzhunde. Aber wir haben keine Wölfe. Also, wir hatten noch nie Wölfe. Und wir werden wohl auch nicht so schnell welchen begegnen. Naja, man weiß ja nie. Aber wir haben Füchse und Goldschakale. ja, Goldschakale. Die gibt es tatsächlich bei uns. Eingewandert, natürlich. Sozusagen Migranten auf vier Pfoten. Im vergangenen Sommer hat der Fuchs nächtens die Hälfte unserer Hühnerschar geholt, weil die sich eingebildet hatten, nicht im Stall nächtigen zu müssen bei der Hitze. Da hat Herdenschutzhund Wolfgang versagt. Eigentlich waren wir die Schuldigen, weil wir die Hühner nicht in den Stall gescheucht hatten und Wolfgang nachts bei uns im Haus schläft.
Kann ich also mitreden in der heißen und emotional extrem aufgeladenen Debatte, ob Herdenschutzhunde in Österreich ein geeignetes Mittel im Schutz gegen Wolfsangriffe sind? Zu den Großen gehöre ich nicht. Wir sind keine Bergbauern, allenfalls Hügelbauern und haben unsere Tiere des Sommers auch nicht auf der Alm. Aber ich kann davon berichten, was unsere Hunde für die Hühner und Schafe tun. Sie sind ausgesprochen wachsam, sobald sie wahrnehmen, dass irgendetwas die Tiere bedrohen könnte. Sie sind sehr selbständig und treffen die Entscheidung, sich um den Schutz zu kümmern ganz allein. Es sind sehr erwachsene Hunde, die sich nicht für Pfötchen geben und andere Sperenzchen eignen. Man muss sie arbeiten lassen und braucht nicht einzugreifen. Beste Partner der Bauern!
Die Gegner wollen nicht gelten lassen, dass in fast allen europäischen Ländern Herdenschutzhunde erfolgreich in der Wolfsabwehr sind. In Österreich ginge das nicht, sagen sie. Wutbauer Bachler vom Bergerhof Krakauebene meinte sogar süffisant, die Touristen bei uns seien schon mit einer einfachen Kuh überfordert. Ja, lustig. Aber Blödsinn. Die Schweiz ist absolut vergleichbar mit Österreich, was Berge und Touristen angeht. Und sie ist führend, geradezu ein internationales Vorbild in Sachen Herdenschutzhunde. Aber, die österreichischen Bauern wollen halt nicht. Man kennt das ja: Was der Bauer nicht kennt…. Sie wollen lieber, dass die Jäger die Wölfe abknallen. Die Jäger wollen das, wenig überraschend, auch. Jetzt hat sich ein Bauer zur Verfügung gestellt, als Experiment, sozusagen, und bekommt einen Shitstorm sondergleichen um die Ohren gehauen, inklusive Morddrohungen von seinen bäuerlichen Kollegen. Sie nennen ihn einen Verräter der Bauern. Man fasst es nicht. Wir sind alle Gefangene der Göttin der Zwietracht!