- - - 12. Januar 2024 - - -

Menschen sind bei uns eine Minderheit

Der Rohrberghof hat seine eigene Persönlichkeit. Das mag manchen Leser/innen blödsinnig vorkommen. Aber ich glaube daran, dass sich ein umgrenztes Gebiet, besucht und belebt von allen möglichen Lebewesen zu einem unsichtbaren, aber eigenen “Gebilde” entwickelt. So etwas wie eine unsichtbare soziale Skulptur. Wenn man genau hinschaut, so bietet jedes Haus, jeder Hof, jedes Schloss oder Gebäude die Bühne für immer dasselbe Geschehen, auch wenn die Bewohner von Generation zu Generation, von Käuferin zu Käufer wechseln, so folgen alle doch einem Thema, das sich immer wieder zeigt.

Das war am Schlangenberg so, und auch in der Blauen Villa, die ich in Gleichenberg bewohnte. Interessanterweise weiß man immer erst dann, wo man gelandet ist, wenn man sich schon mittendrin im Drama befindet.

Hier am Rohrberghof sind wir zwar schon mittendrin, aber so ganz hat es sich noch nicht erschlossen, an welchem “Spiel” wir teilnehmen. Zwei Dinge kann man ganz sicher sagen: Es gibt viel, sehr viel Arbeit und: wir Menschen sind in der Minderheit. Die Schafe, die Hühner, die Hunde, die Katzen – sie sind die eigentlichen Bewohner. Keiner von ihnen muss Futter und Obdach, Fürsorge und medizinische Versorgung mit seinem Leben bezahlen, aber sich an Regeln halten. Hunde dürfen Schafe, Hühner und Katzen nicht jagen, Schafe müssen auf ihren Weiden bleiben und unsere Felder und Gemüsebeete meiden, und so weiter. Und wir müssen dafür sorgen, dass alle zu fressen und es warm, trocken und sauber haben. Was wir dafür bekommen? Nun, nicht ihr Fleisch, aber die Wolle, die Eier, die Mäusebekämpfung und die Bewachung des Hofes. Und bald, so hoffen wir, werden sie Partner für junge Menschen, die es aufgrund körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung etwas schwerer haben, ins Leben zu finden, und die lernen wollen, wie wunderbar Gartenarbeit und Tierbetreuung für Seele und Geist ist.