Wenn du jung bist, reagierst du auf alles auf der Welt als wärest du die Generation der Ewigkeit. Du findest dieses gestrig, anderes uninteressant, wieder anderes endlich aufregend aktuell, die Alten als schon halbtot, die Erwachsenen bekämpfenswert, weil sie vom Leben im Grunde doch keine Ahnung haben. In diesem Alter entdeckst du und entwirfst du so viel Neues, geradezu umwerfend revolutionär Neues, du bist der Mittelpunkt der Welt, und nicht nur das, du und deine Lebensgegenwart sind DAS, die Ewigkeit, das einzig Wahre, das Ziel, auf das die Schöpfung in den Jahrmillionen hingearbeitet hat. Auf die Idee, dass das alles – was du glaubst, was du weißt, was du denkst – Schnee von gestern ist, kommst du gar nicht. Du denkst, du bist die ultimative Antwort des Universums auf das Leben. Die nach dir kommen denken das übrigens später, wenn du alt bist, auch von sich. Aber das weißt du natürlich nicht, denn du bist ja das einzig Wahre auf der Welt. Die niemals endende Gegenwart.
Wenn du alt bist, dann siehst du die Sache wieder in größeren Zusammenhängen. Und in denen spielst du, deine ganze Generation überhaupt keine Rolle. Es wäre gut und hilfreich, dies schon in jungen Jahren zu wissen. Dann, wenn du dir einbildest wichtig zu sein.
Denn irgendwann bist du alt, du stirbst, du bist tot und es ist als hätte es dich nie gegeben. Hoffen wir mal, du hast keinen allzu schlechten Eindruck hinterlassen.
Das ist traurig? Pff. Ich finde es sogar völlig idiotisch. Aber es ist Prinzip Erde. Vielleicht sogar Prinzip Universum. Und im Grunde Schrödingers Prinzip: du bist gleichzeitig der Mittelpunkt der Welt (sonst hättest du kein Bewusstsein) und das unwichtigste Sandkorn im Weltenlauf.
Wenn du das nicht bedenkst, wirst du in deinen späteren Jahren zu einer tragischen Erscheinung. Wie zum Beispiel Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer.